„Alien: Romulus“ markiert die jüngste Wiederbelebung einer der berühmtesten und furchterregendsten Filmreihen der Kinogeschichte. Unter der Leitung von Regisseur Fede Álvarez, bekannt für seine eindringlichen Horrorfilme wie „Evil Dead“ und „Don’t Breathe“, bringt dieser Film das Alien-Franchise zurück zu seinen Wurzeln, während er gleichzeitig versucht, neue Akzente zu setzen und eine frische Perspektive auf die altbekannte Bedrohung zu werfen.
Eine Vertraute, aber Bedrohliche Welt
Die Handlung von „Alien: Romulus“ spielt hauptsächlich auf einer verlassenen Raumstation – einer Umgebung, die sofort an die düsteren und klaustrophobischen Settings des Originalfilms von Ridley Scott erinnert. Diese Raumstation, durchzogen von dunklen Gängen und verfallenden Maschinen, wirkt wie eine Mischung aus einem gestrandeten Schiff und einer Todesfalle. Sie ist ein Ort, der eine tiefe Beklemmung auslöst und gleichzeitig eine unheimliche Vertrautheit für Fans der Serie bietet. Álvarez gelingt es hervorragend, diese Atmosphäre einzufangen und die klaustrophobische Bedrohung ständig spürbar zu machen.
Der retro-futuristische Stil der 70er und 80er Jahre ist hier allgegenwärtig. Die Computergrafiken, die veralteten Maschinen und die knarzenden Rohre erzeugen eine Stimmung, die stark an das erste Alien erinnert. Es ist offensichtlich, dass Álvarez großen Wert darauf gelegt hat, diese nostalgischen Elemente zu bewahren und sie in die moderne Filmtechnik zu integrieren. Diese Verbindung aus alt und neu verleiht dem Film eine einzigartige Atmosphäre, die sowohl vertraut als auch frisch wirkt.
Ein Fest des Horrors
Álvarez’ Erfahrung im Horror-Genre kommt in „Alien: Romulus“ voll zur Geltung. Die Entscheidung, praktische Effekte anstelle von CGI zu verwenden, verleiht den Xenomorphs eine beängstigende Präsenz, die sie zu einer realen Bedrohung macht. Die Szenen, in denen die Facehugger ihre Opfer angreifen, sind ebenso verstörend wie fesselnd. Die Xenomorphs selbst, mit all ihren schrecklichen Details, wirken erschreckend echt und setzen die Tradition der Serie fort, dem Zuschauer das Gefühl zu geben, dass diese Kreaturen tatsächlich existieren könnten.
Was diesen Film jedoch wirklich auszeichnet, ist Álvarez’ Fähigkeit, Spannung und Horror nahtlos miteinander zu verbinden. Die klaustrophobischen Gänge der Raumstation, das geschickte Spiel mit Licht und Schatten und die ständige Bedrohung durch die Xenomorphs schaffen eine Atmosphäre, die den Zuschauer ununterbrochen in Atem hält. Jede Szene ist darauf ausgelegt, die Nerven des Publikums zu strapazieren, ohne dabei den Erzählfluss zu stören. Besonders beeindruckend sind die Szenen, in denen die Charaktere in der Schwerelosigkeit gegen die Kreaturen kämpfen – hier wird die physische Bedrohung durch das Alien mit der unheimlichen Umgebung perfekt kombiniert.
Charaktere und Dynamiken
Im Zentrum der Geschichte steht Rain Carradine, gespielt von Cailee Spaeny, eine Figur, die bewusst an die legendäre Ellen Ripley erinnert. Rain ist eine junge Frau, die sich in einer ausweglosen Situation wiederfindet, umgeben von einer unbarmherzigen Bedrohung. Ihr zur Seite steht ihr künstlicher Bruder Andy, dessen Entwicklung im Laufe des Films an die komplexen KI-Charaktere wie Ash und Bishop aus früheren Filmen erinnert. Diese Beziehung zwischen Rain und Andy verleiht dem Film eine emotionale Tiefe, die den Zuschauer zusätzlich in die Geschichte zieht.
Die Charakterentwicklung ist jedoch nicht ohne Schwächen. Während Rain und Andy als Figuren stark herausgearbeitet sind, bleibt der restliche Cast teilweise blass. Die Nebencharaktere, die eine Gruppe junger Arbeiter in einem gnadenlosen Arbeitsumfeld darstellen, wirken manchmal mehr wie statische Figuren aus einer Werbekampagne als wie die robusten, gezeichneten Charaktere, die man aus früheren Alien-Filmen kennt. Dieser Mangel an Tiefe könnte bei einigen Zuschauern den Eindruck erwecken, dass der Film etwas an Substanz vermissen lässt.
Nostalgie und Innovation – Ein Balanceakt
„Alien: Romulus“ ist zweifellos ein Film, der darauf abzielt, die Nostalgie der langjährigen Fans zu bedienen. Von zahlreichen Easter Eggs bis hin zu direkten Zitaten aus früheren Filmen – der Film ist voll von Anspielungen, die den Kennern der Serie ein Lächeln ins Gesicht zaubern werden. Doch in diesem Bestreben, das Erbe der Serie zu ehren, verliert der Film manchmal seine eigene Identität. Einige dieser nostalgischen Momente wirken gezwungen und nehmen dem Film etwas von seiner Originalität.
Ein weiteres Problem ist, dass der Film gegen Ende etwas ins Stocken gerät. Während der Beginn des Films sich durch eine sorgfältige Spannungskurve auszeichnet, fällt der dritte Akt eher in die Kategorie „klassische Monsterjagd“. Die tiefgründigen Themen, die die Alien-Filme oft auszeichnen – wie die Kritik an der kapitalistischen Gier der Weyland-Yutani Corporation und die ethischen Fragen rund um künstliche Intelligenz – werden zugunsten von Action und Horror in den Hintergrund gedrängt. Dies könnte einige Zuschauer enttäuschen, die auf mehr inhaltliche Tiefe gehofft hatten.
Fazit: Eine respektvolle Rückkehr mit Raum für mehr
Insgesamt ist „Alien: Romulus“ eine würdige Rückkehr in das Alien-Universum, die sowohl Horror als auch Nostalgie bedient. Álvarez schafft es, den Geist der ursprünglichen Filme einzufangen, während er gleichzeitig seine eigene, unverwechselbare Handschrift hinterlässt. Die praktischen Effekte, die dichte Atmosphäre und die starke Hauptfigur machen den Film zu einem Muss für Fans der Serie.
Allerdings bleibt das Gefühl, dass „Romulus“ zwar eine solide Ergänzung zur Reihe ist, aber das Potenzial für mehr gehabt hätte. Der Film hält sich zu sehr an bekannten Mustern fest und wagt es nicht, wirklich neue Wege zu gehen. Dennoch ist „Alien: Romulus“ ein spannender und fesselnder Film, der die Serie respektvoll weiterführt und dabei den Nervenkitzel und die Angst, die „Alien“ zu einem Klassiker gemacht haben, aufrecht erhält.